Astronom von
1775 – 1783

Christian Mayer, 1719 – 1783

Christian Mayer, Mitglied des Jesuitenordens kam 1752 an den neu gegründeten Lehrstuhl für Experimentalphysik an der Universität Heidelberg. Der in den Naturwissenschaften ausgebildete Mayer richtete in der alten Universität ein Physikalisches Kabinett ein und hielt dort Vorlesungen über Physik, Chemie, Mineralogie und Astronomie. Mayer war ein universell ausgebildeter Gelehrter, der während seiner Mannheimer Zeit nicht nur als Astronom, sondern ebenso als Physiker, Meteorologe, Landvermesser und Erfinder wirkte. Seine größte Leistung war der Bau der Mannheimer Sternwarte, an der er von 1775 bis 1783 forschte. Mayer war Mitglied in mehreren angesehenen gelehrten Gesellschaften seiner Zeit, und stand in Kontakt mit Astronomen in München, Wien, Budapest, St. Petersburg, Paris, Marseille, London, Kopenhagen, Stockholm, Bologna, Padua und Göttingen.

Wegen seiner angegriffenen Gesundheit weilte Mayer 1782 zur Kur in Straßburg, ab Dezember 1782 war er bettlägerig und verstarb schließlich am 16. April 1783 an einem Krebsleiden. Er fand in der Gruft der Jesuitenkirche seine letzte Ruhestätte.

Forschung

Nach einem fünfmonatigen Aufenthalt in Paris im Juli 1757 bei dem er die führenden französischen Astronomen J. J. de Lalande (1732 – 1807), C. F. Cassini de Thury (1714 – 1784), N. L. de LaCaille (1713 – 1762) sowie von P. Bouger (1698 – 1758) kennenlernte, die ihm die wichtigsten Sternwarten in Paris zeigten und ihn mit den zeitgemäßen Arbeitsmitteln vertraut machten, begann Mayer mit ersten Stern- und Planetenbeobachtungen in Schwetzingen, etwa 1761 die Teilnahme am weltweit beobachteten Venustransit. 1762 zum Hofastronomen ernannt, konnte Mayer beim Kurfürsten Carl Theodor den Bau einer kleinen Sternwarte auf dem Dach des Schwetzinger Schlosses durchsetzen. Mit einem Quadranten für horizontale und vertikale Vermessungen von Canivet führte er Sternbeobachtungen in Heidelberg, Schwetzingen sowie eine Landvermessung der Kurpfalz durch. Das Ergebnis seiner Vermessungen war 1770 die Charta Palatina, die das Territorium der Kurpfalz zwischen den Städten Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen genau wiedergab. Er berechnete die geografische Länge und Breite Schwetzingens mit 26° 18′ 30“ Länge (Der Nullpunkt der Längenskala lag zu dieser Zeit bei El Hierro auf den Kanarischen Inseln) und 49° 23′ 4,5“ Breite.

Als 1769 wieder ein Venustransit bevorstand, wurde Mayer zur Beobachtung an die Akademie der Wissenschaften nach St. Petersburg eingeladen. Im Reisegepäck hatte er die modernste und astronomische Ausrüstung der Zeit: eine Präzisionspendeluhr mit Kompensationspendel von dem englischen Uhrmacher Eardley Norton, ein achromatisches Teleskop mit Messaufsatz für Sonnenbeobachtungen (Heliometer) von Peter Dollond, zwei weitere Fernrohre und seinen Canivet-Quadranten. Alle diese Instrumente haben sich bis heute erhalten.

Am 3. Juni verfolgte Mayer mit den Astronomen und Mathematikern Anders Johan Lexell (1740 – 1784), Leonhard Euler (1707 – 1783) und Sergej Kotelnikow (1723 – 1806) den Transit. Da das Himmelsereignis in Nordost-Europa am Abend stattfand, konnte in St. Petersburg nur der Anfang des Transits beobachtet werden. Mayer notierte eine Zeit von 1 Stunde 55 Minuten und 44,3 Sekunden. Der gesamte Transit dauerte insgesamt 6 Stunden 9 Minuten.

 

Nach dem Bau der Mannheimer Sternwarte widmete sich Mayer ganz dem Phänomen der Doppelsterne, von denen er rund 100 entdeckte. Im September 1777 schloss Mayer eine erste Beobachtungsreihe über die von ihm so genannten „Fixsterntrabanten“ ab.

Seine Ergebnisse legte er zur Prüfung den Akademien von London, Paris und Philadelphia vor. Nach deren positiven Urteil veröffentlichte er seine Forschungen unter dem Titel: 100 Begleiter von Fixsternen und deren ausgezeichnete Verwendung zur Bestimmung der eigenen Bewegung der Fixsterne.

Ausgehend von seinen Beobachtungen und Berechnungen etwa am Fixstern Arcturus im Sternbild Bärenhüter (Bootes) hatte Mayer auf eine Eigenbewegung der Fixsterne und auf planetenartige Begleiter derselben geschlossen. Heute weiß man, dass es sich bei diesem Phänomen meist um entfernte Sonnen handelt, die einander umkreisen.

Neben den Fixsternen widmete sich Mayer unserem Sonnensystem und seinen Planeten. Hier besonders dem Phänomen der Sonnenflecken, den Planeten Merkur, Venus, Mars, auf dem er Kanäle zu sehen glaubte, dem Jupiter mit seinen vier größten Monden und den Ringen des Saturn. Auch die Entdeckung des Uranus 1780 durch Herschel verfolgte er interessiert mit.

Das damals auch in Mannheim zu sehende Nordlicht (Aurora Borealis) erregte seine Aufmerksamkeit. Mit einem speziellen Messgerät notierte er die ungewöhnlichen Magnetlinienschwankungen. Christian Mayer wurde bei den Beobachtungen und besonders bei den Berechnungen von dem zweiten Astronomen Johann Metzger unterstützt.