Franz Schömbs in seinem Atelier in der Alten Sternwarte, 1947. Foto: MARCHIVUM

Atelier von
1947 bis 1957

Franz Schömbs (1909 Mannheim – 1976 München) ist als Künstler und Mensch ein Avantgardist, der zwischen allen Stühlen sitzt. Er ist der Typus eines Universalgelehrten, mit vielen Kenntnissen aus unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft. Seine Filmarbeiten sind heute ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den abstrakten Filmen von Oskar Fischinger, Walter Ruttmann und Hans Richter, die durch die Nazizeit beendet wurde, und dem experimentellen deutschen Kurzfilm Ende der 1960er Jahre.

Biografisches

Schömbs studiert nach dem Abitur an der Kunstakademie Karlsruhe und der Meisterschule für Grafik Kaiserslautern. Ein Praktikum bei einem Fotografen und das daraus entstehende Interesse für Fotografie und das Thema „Farben“ wird für seinen weiteren künstlerischen Lebensweg bestimmend. Mit seinen Eltern kommt er 1932 zurück nach Mannheim. Schömbs ist in den 1930er Jahren viel unterwegs, um Unterstützer für seine Ideen zu finden. Zum Kriegsdienst wird er nicht eingezogen.

Nach 1945 unterrichtet er Malerei an der Freien Akademie Mannheim. 1947 zieht er in den 5. Stock der Alten Sternwarte Mannheim. Im Frühjahr 1948 heiratet er seine sehr patente und engagierte Frau Anneliese. Die Nachkriegszeit ist für die Familie geprägt von großen Entbehrungen, denn in diesen Jahren kauft niemand Kunst.

In der Kulturpolitik der Stadt ist er sehr engagiert: In Vorträgen und Ausstellungen versucht er dem Publikum die abstrakte Kunst näherzubringen und erntet oft Missverständnis und Ablehnung. 1948 gründet er mit anderen Künstlern die Künstlervereinigung „Mannheimer Quadrat“. 1957 zieht die Familie nach München. Dort realisiert Schömbs mehrere Filme und übernimmt einen Lehrauftrag an der Hochschule für Film und Fernsehen. Nach 1971 widmet er sich verstärkt theoretischen Arbeiten. 

Arbeiten

Neben dem Thema Farbe wird bei Schömbs in den 1930er Jahren das Thema Bewegung immer zentraler. Je mehr er sich mit dem Darstellen von Sehempfindungen beschäftigt, desto stärker wird für ihn deutlich, dass er auch die Bewegung, den zeitlichen Ablauf darstellen muss, in der eine Erfahrung gemacht wird. Er versucht die Bewegung mit unterschiedlichen Bildformaten darzustellen, z. B. in sogenannten „Reihenbilder“. 

So kommt Schömbs zum Film. Aber einen Trickfilm in dieser Zeit zu produzieren, ist zu teuer. Als er 1947 das im 5. OG bezieht, macht er sich sofort an die Umsetzung seiner Ideen und erfindet ein eigenes Filmaufnahmeverfahren. Dafür bemalt er lange Bildstreifen mit einer mathematisch genau berechneten Abfolge von Formen und Mustern. Diese werden über einen Kasten gekurbelt, in dessen Mitte eine Kamera und ein Spiegel sitzen, der die Bildstreifen optisch mischt. Der Prototyp entsteht 1948 in der Sternwarte: Ein 8-mm-Film, der 2,5 Minuten dauert und den Titel Opuscula trägt. Der kurze Film ist eine farbige Bewegungskomposition abstrakter Motive, die sich gegenseitig durchdringen. Mit diesem Film geht Schömbs auf Reisen, hält Vorträge und sucht Sponsoren für einen längeren Film, den er Geburt des Lichts nennt.

Link zu geburt des Lichts

Als Schömbs 1957 die Möglichkeit erhält, seine Filmideen umzusetzen, zieht die Familie nach München. Dort entsteht der Film „Geburt des Lichts“ (1957/58) und Transreale Strukturen (1962). Zwar erhalten die Filme das Prädikat „besonders wertvoll“, aber in den Verleih kommen sie nicht. 

Franz Schömbs hat sich immer als Maler, nie als Filmemacher verstanden: „Malerfilm“ steht neben seiner Adresse auf dem Briefpapier. Und seine Filme sind immer begleitet von vielen Arbeiten auf Papier und Leinwand. Film ist für ihn nur Material für seine Malerei.