Hermann Taglang, ca. 1909. Foto: MARCHIVUM
Taglang mit Frau und Kindern, Weihnachten 1916 in der Alten Sternwarte. Foto: MARCHIVUM
Pieta von Hermann Taglang in der Ludwigskirche Ludwigshafen, ca. 1050. Foto: Stadtarchiv LU
Ausschnitt aus dem Kriegsdenkmal für den 1. WK in Vöhrenbach. Foto: MARCHIVUM

Atelier von
1908 bis 1924

Hermann Taglang (1877 Überlingen – 1951 Überlingen) ist der erste Künstler, der 1908 in die Alte Sternwarte zieht und dort eine Bildhauer- und Zeichenschule betreibt. 

Biografisches

Sein Leben ist ein exemplarisches Stück Zeitgeschichte: Ein begabter Bildhauer auf dem Höhepunkt des Historismus, eine Biografie, geprägt von Aufbruch und jähem Ende durch den Ersten Weltkrieg, ein Künstler, der sich den verändernden Zeiten und Kunststilen nicht anpasst, sondern seinem traditionellen Formenrepertoire verpflichtet bleibt.

Mit 14 Jahre macht Taglang in Überlingen eine Lehre bei einem Bildhauer, ist nach 1895 für einige Jahre unterwegs und arbeitet für verschiedene Ateliers in der Schweiz, Italien und Ungarn. 1900 entsteht der erste Kontakt zu Mannheim: Für den Entwurf eines Denkmals mit dem Titel „Treue um Treue“, erhält er 1000 Mark.

1901 bis 1903 studiert er an der badischen Kunstgewerbeschule Karlsruhe, und arbeitet für die damals sehr bekannten Karlsruher Bildhauer Karlsruhe von Hermann Volz (1847-1941) und Karl Friedrich Möst (1838-1923). 1905 geht er nach München und studiert bei dem Bildhauer Wilhelm von Rümann.

Im Januar 1907, mit 30 Jahren, kommt Taglang mit einem Empfehlungsschreiben des Architekten Friedrich von Thiersch aus München nach Mannheim. Er eröffnet in der Alten Sternwarte, die gerade frisch renoviert ist, eine Bildhauer- und Zeichenschule und bietet verschiedene Kurse an: Ein tägliches, dreijähriges Studium für jene, die die Kunst „berufsmäßig auffassen“, Vorbereitungskurse für diejenigen, die eine Akademie besuchen wollen; sowie Kurse für Privatleute und Berufstätige. Zusätzlich arbeitet Trummer als Hilfslehrer für Modellieren und Schnitzen an der Gewerbeschule Mannheim.

Ab Juni 1908 lebt er mit seiner Frau und der im April 1908 geboren Tochter Herta im heutigen 4. OG und nutzt das 1.OG für die Schule. Im Mai 1911 wird die Tochter Gisela geboren, im Juni 1913 die Tochter Ingeborg. Taglang übernimmt auch regelmäßig auch öffentliche und private Aufträge, u.a. gibt eine Pietà von ihm in der Ludwigskirche in Ludwigshafen am Rhein, die wohl 1910/11 entsteht.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wird er sofort eingezogen und verwundet. Er kommt zurück nach Mannheim und nimmt seine Tätigkeit als Lehrer in der Gewerbeschule wieder auf.

Zu Beginn profitiert er als Bildhauer noch vom Krieg: Als 1915 massenhaft die sogenannten „Kriegsnagelungen“ beginnen, entwirft er für Mannheim einen hölzernen Roland mit Stadtwappen, der noch heute in den Reiß-Engelhorn Museen steht. 

Aber dann lässt die Kriegseuphorie in Deutschland nach und die Lebenssituation der Familie verschlechtert sich zusehends, vor allem nach 1918. Er hat während und nach den Kriegsjahren keine Schüler und lebt ausschließlich von seinem geringen Gehalt als Hilfslehrer. 1920 wird das fünfte Kind, sein Sohn Lothar geboren. 

Im September 1921 bittet er den Kunsthallendirektor Fritz Wichert um Hilfe aus dem Städtischen Hilfsfond für bildende Künstler: „Ich stehe mit meiner 7 köpfigen Familie dicht vor einer schweren Katastrofe und bitte um Ihre Hilfe … Meine Not ist groß.“. Taglang erhält aus dem Fond 4.000 Mark und die Stadt kauft drei Portraitmedaillen an. Aber das Geld reicht nicht lange. 1923 erkrankt seine Frau, die ältesten Kinder kommen zu Verwandten auf das Land in Pflege. 

Im November 1924 meldet sich Taglang mit Familie nach Furtwangen ab. Er ist Fachlehrer an der Badischen Uhrmacher- und Schnitzerei-Schule. Ab August 1925 scheint er auch die Leitung der Schnitzerei-Schule zu übernehmen. 

In Furtwangen engagiert er sich verstärkt in der Friedensgesellschaft. Sein Eintreten gegen den Krieg spiegelt sich auch in seinen beiden Denkmälern wider, die an die Gefallenen des ersten Weltkriegs erinnern und die Ende der 1920er Jahre in der Gegend um Furtwangen aufgestellt werden.

Aber auch in Furtwangen findet er kein dauerhaftes Glück. 1933 wird er aufgrund seines Engagements in der Friedensgesellschaft von den Nationalsozialisten in den einstweiligen Ruhestand versetzt und 1939 dann endgültig entlassen. Er zieht 1934 zurück nach Überlingen und bezieht ein kleines Häuschen mit Garten. Einen zusätzlichen Lebensunterhalt verdient er mit dem Schnitzen von Krippenfiguren. 

Arbeiten

Ein verletzter am Boden sitzender Soldat wird von einer jungen Frau gestützt und getröstet. Taglangs Denkmal in den Gemeinden Vöhrenbach/Langenbach (nahe Furtwangen) war alles andere als „heroisch“, obwohl die Bronzefiguren weit über Lebensgröße dargestellt sind. Es erinnert stark an seine Pietà in der Ludwigskirche in Ludwigshafen am Rhein. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten eingeschmolzen.