Mit seinen Collagen hält Norbert Nüssle vielschichtige urbane Situationen in der Bretagne und in Mannheim fest. Seine Arbeiten sind keine abstrakten Kompositionen, sondern kritische Reflexionen der Wirklichkeit. Er sammelte Alltagsgegenstände auf der Straße und collagierte sie in seine Bilder ein, durch die Verwendung dieser „objets trouvés“ ist Norbert Nüssle einzigartig in der Kunstszene.
Atelier von
1983 bis 2003
Biografisches
Norbert Nüssle (1932 Heidelberg – 2012 Mannheim) ist als Künstler Autodidakt. Seit 1963 lehrt als Studienrat an einem Gymnasium Latein und Französisch. Seine große Liebe gilt Frankreich – er verbringt quasi sein halbes Leben in der Bretagne und stellt sie auch auf vielen Bildern dar.
Seine erste Ausstellung findet 1961 in der Münchener Galerie Gurlitt statt, es folgen zahlreiche weitere Ausstellungen. 1977 erhält er den Prix de l’U.A.C., Camaret-sur-Mer/Bretagne. Nüssle war Mitglied im Künstlerbund Rhein-Neckar, im Künstlerbund Baden-Württemberg und im Deutschen Künstlerbund.
Arbeiten
Die Anfänge seiner Malerei liegen im Informel und in der Art Brut. Ende der 1960er Jahre beginnt er, seine großen gemalten Köpfe zu öffnen und mit allerlei kleinen Bildgeschichten anzufüllen. Auch sein Alter Ego – Pim – ist in dieser Zeit auf seinen Arbeiten zu sehen. Er übernimmt die Figur, angeregt durch den von ihm sehr geschätzten Samuel Beckett. Die 1970er Jahre sind geprägt von der Liebe zur Bretagne: Straßen, Orte und Strände werden zu seinen Lieblingsmotiven.
Als Materialien dienen ihm zunehmend nicht nur die üblichen Malmittel wie Acryl und Bleistift auf Papier oder Karton, sondern insbesondere zahlreiche Fundstücke vom abgebildeten Ort – von Sand über Reklame aus Zeitungen und Illustrierten bis hin zum weggeworfenen Bonbonpapier.
Zu Beginn der 1980er Jahre tritt ein neues Thema in das Universum des Künstlers: die Mannheimer Plätze. Schon während seines Studiums in Paris war er von der Freiheit der großen Plätze fasziniert. Bis Anfang der 1980er Jahre gibt es in der Mannheimer Innenstadt noch zahlreiche Plätze, meist offene Baulücken, die seit Ende der Kriegszeit nicht bebaut wurden. Dann beginnt eine rege Bautätigkeit.
Überall hält Nüssle mit seinen Arbeiten in einer Art Momentaufnahme diese Orte fest. Während der Bauarbeiten ist er regelmäßig Gast auf der Baustelle. Immer wieder fährt er mit seinem Kombi vor, öffnet die Heckklappe und beginnt: Er fertigt Skizzen, sammelt Materialien, fotografiert mit einer Polaroid-Kamera die Häuser rings um den Platz, und meist beginnt er auf dem Boden oder auf der Ladefläche seines Autos die ersten Skizzen und Collagen.
Im Atelier arbeitet er dann an der Gesamtkomposition als Synthese aller Ansichten. Die Collagetechnik wird dabei ganz bewusst gewählt, und es entstehen aus Papier, Stoff und einem Gemisch aus Sand, Pigmenten sowie Leim plastische Reliefs. Die ursprüngliche Dokumentation verschmilzt zu einer neuen Einheit, und dennoch bleibt der Bezug zur Realität immer gewahrt.