Paul Berger-Bergner, ca. 1960er Jahre. Foto: aus "Paul Berger-Bergner und seine Schüler".
Paul Berger-Bergner mit den beiden Kindern seines Vermieters bei einer Ausstellung Mitte der 1950er Jahre in seinem Atelier im Schloß Mannheim vor seriner Arbeit "Kinderhochzeit". Foto: privat
Sitzender Junge, 1956, Öl auf Leinwand. Kunsthalle Mannheim. Foto: Kunsthalle Mannheim
Gaskind, 1931, Öl auf Leinwand. Kunsthalle Mannheim. Foto: Kunsthalle Mannheim

Atelier von
1958 bis 1978

Paul Berger-Bergner verdankt eine ganze Generation von Künstlerinnen und Künstler in der Rhein-Neckar-Region wesentliche Impulse bei Ausbildung und Entwicklung einer eigenen Bildsprache. Mit seinen Arbeiten gehört er zum sogen. „Expressiven Realismus“ und zur „verschollenen Generation“, der als Begriff die deutschen bildenden Künstler, Musiker und Literaten der Jahrgänge zwischen 1890 und 1914 bezeichnet, die in der Weimarer Zeit bereits hervorgetreten waren bzw. ihre Ausbildung beendet hatten und durch die Vorgaben zur Kunst im Nationalsozialismus an ihrer Wirkung gehindert wurden.

Biografisches

Paul Berger-Bergner (1904 Prag – 1978 Heidelberg) studiert nach einer Ausbildung als Porzellanmaler ab 1921 Malerei an der Akademie in Weimar. 1923 geht er nach Berlin an die damalige Vereinigte Staatsschule für freie und angewandte Kunst und studiert in der Grafikklasse bei Emil Orlik (1870-1932). Ab 1924 studiert er in Dresden- an der Kunstakademie bei Robert Sterl (1867-1932). 

Seit 1931 lebt er als freier Künstler in Dresden. Das Leben ist, bedingt durch die Wirtschaftskrise, für Künstler erbärmlich. Mit anderen Künstlern engagiert er sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen und ist 1932 Gründungsmitglied bei der Neugründung der „Dresdner Sezession“. 

Den Kriegsbeginn überlebt Berger-Bergner, indem er Wandbilder in einer Dresdener Kaserne gestaltet.1941 wird er eingezogen und übersteht den Krieg als Sanitäter in einem Marinelazarett in Pommern. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft versucht er in Varel bei Wilhelmshaven als Künstler zu überleben.

1947 holen ihn Adalbert Schumacher (Cherlé), ein Freund aus Dresdener Tagen, und Karl Trummer, als Leiter der Mal- und Zeichenklassen an die Freien Akademie Mannheim. Er ist ein phantastischer Lehrer und bei den Schülern sehr beliebt. Als Trummer 1957 unerwartet stirbt, überreden ihn seine Schüler die Leitung der Akademie zu übernehmen, damit diese, aufgrund der geringen Schülerzahl, nicht geschlossen wird. Als sich 1964 die Schülersituation bessert, gibt er die Leitung ab, damit er sich wieder ganz dem Malen widmen kann; er behält nur seine Malklasse. 

In den 1970er Jahren geht es Berger-Bergner gesundheitlich schlecht. Dazu kommt auch eine finanzielle Notlage – er hat nie in eine Rentenkasse eingezahlt: Vom Künstlersein mit einer sozialen Absicherung hielt er herzlich wenig. Seine Bilder passen nicht mehr in das aktuelle Kunstgeschehen – in dieser Zeit, in der kaum noch gegenständlich gemalt wird, die Farben und Formen explodieren und sehr viel experimentiert wird. 

Freunde und Kollegen intervenieren bei der Stadt und er erhält eine Beihilfe aus der Mannheimer Notgemeinschaft und eine kleine monatliche Rente aus der Theodor-Heuss-Stiftung. Zu seinem 70. Geburtstag kauft das Kultusministerium Baden-Württemberg sein „Gaskind“ an und überlässt es der Kunsthalle Mannheim als Leihgabe.

Arbeiten

Während seiner Studienzeit in Weimar findet Berger-Bergner das Thema, das ihn bis zum Ende seines Lebens begleitet: das Leiden des modernen Menschen, bedingt durch die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse.

Im August 1932 zeigt die Dresdner Sezession in einer großen Ausstellung im Sächsischen Kunstverein die Arbeiten ihrer Mitglieder. Ein herausragendes Werk der Ausstellung ist Berger-Bergners „Das Gaskind“. Es ist eine seiner zentralen Arbeiten und charakterisiert seine Malweise vorbildlich: Das Motiv beruht auf dem Unfalltod des Kindes von Freunden und thematisiert das Elend und die Armut der Weimarer Zeit. Mit monochromen Farbtönen schildert es die „Hoffnungslosigkeit und das hilflose Ausgeliefertsein an die Welt“ (RNZ 1969). Berger-Bergner tut dies nicht drastisch-provokativ wie George Grosz oder mit sozialistischem Pathos wie Käthe Kollwitz, sondern behutsam und mit großer Empathie.

Der Stuhl und das Kind bleiben die zentralen Motive seiner Malerei. Dee Stuhl symbolisiert den ausgesparten Menschen und auch die Kinder auf seinen Arbeiten sind Platzhalter. In Berger-Bergners humanistischem Weltbild verdeutlichen sie die Beziehung vom Menschen zur Welt, sie sind der Hoffnungsträger für eine hoffentlich bessere Gesellschaft.